Letztens habe ich mit einer Kundin ihre Website-Texte überarbeitet, um sie barrierefrei zu gestalten. Für mich war das Durchlesen ganz schön anstrengend. Die Sätze waren oft zu lang, einzelne Gedanken wurden einfach aneinandergereiht, ohne sie auszuführen und mir fehlte oft der Zusammenhang. Auch mit einigen Fachbegriffen und Abkürzung konnt ich nichts anfangen. Jetzt stell dir vor, jemand mit einer Leseschwäche, einer Sehbehinderung oder ohne Deutsch als Muttersprache versucht, diesen Text zu verstehen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er aufgibt?
Viele Websites machen genau diesen Fehler: Sie enthalten zu viele sprachliche Barrieren. Das macht die Website Texte für viele Menschen schwer zugänglich und verständlich. Dabei geht es nicht nur um Menschen mit Einschränkungen. Jeder von uns kennt das Gefühl, einen Text zu lesen bei dem dir nach wenigen Sätzen der Kopf raucht, weil der Text einfach zu kompliziert formuliert ist.
Das Problem? Barrieren in der Sprache führen dazu, dass Inhalte nicht ankommen. Doch die gute Nachricht: Barrierefreie Kommunikation und leichte Sprache können einfacher sein, wenn wir aufhören uns ständig den Kopf über Dinge zu zerbrechen. Es gibt einfache Prinzipien, mit denen du deine Website Texte so gestalten kannst, dass sie in leichter Sprache geschrieben und für alle verständlich sind.
In diesem Artikel erfährst du, was barrierefreie Kommunikation ist, wie sie sich auf deine Website auswirkt und wie auch du ganz einfach leicht verständliche Website Texte schreiben kannst.
Was ist barrierefreie Kommunikation?
Barrierefreie Kommunikation bedeutet, dass Informationen für möglichst viele Menschen verständlich und zugänglich sein sollen, unabhängig von individuellen Einschränkungen. Das betrifft nicht nur Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen, sondern auch Personen mit kognitiven Einschränkungen, Lernschwierigkeiten oder geringen Sprachkenntnissen.
Im digitalen Bereich spielt sie eine besonders große Rolle. Denn wenn Texte schwer verständlich sind oder technische Hürden beim Lesen bestehen, können Informationen nicht konsumiert, und damit auch nicht genutzt werden. Doch was genau sind die häufigsten Barrieren in der Kommunikation?
Diese Einschränkungen und Barrieren gibt es in der Kommunikation
Leser können auf ganz unterschiedliche Weise mit Barrieren in der digitalen Welt konfrontiert sein. Hier sind die wichtigsten Faktoren, die das Lesen und Verstehen erschweren können:
Sehstörungen
- Blinde und sehbehinderte Menschen nutzen Screenreader oder vergrößern Texte, um Inhalte aufzunehmen. Fehlende Alternativtexte für Bilder oder schlechte Kontraste können hier große Hürden sein.
- Farbfehlsichtigkeit kann dazu führen, dass bestimmte Farbkombinationen nicht lesbar sind, zum Beispiel rote Schrift auf grünem Hintergrund.
Motorische Einschränkungen
- Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik oder Zittern können schlecht kleine Buttons oder enge Navigationsbereiche anklicken.
- Wer die Maus nicht nutzen kann, ist auf eine gut bedienbare Tastatursteuerung angewiesen.
Kognitive Einschränkungen
- Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Konzentrationsproblemen haben oft Schwierigkeiten, lange, komplexe Texte zu erfassen.
- Zu viele Fachbegriffe oder Abkürzungen können das Verständnis zusätzlich erschweren.
- Auch Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, stoßen auf Probleme, wenn Texte kompliziert formuliert sind.
Diese Barrieren zeigen, dass Barrierefreiheit mehr ist als Design und Technik. Es geht nicht nur darum, Farben oder Kontraste anzupassen, auch Sprache selbst kann zur Hürde werden.
Wie wirkt sich das auf deine Website-Texte aus?
Du siehst also, dass es verschiedenste Probleme bei der Nutzung deiner Website auftreten können. Barrierefreie Kommunikation bedeutet nicht nur, dass eine Website technisch gut zugänglich ist. Texte spielen eine entscheidende Rolle. Schon ein schlecht lesbarer Text mit geringer Schriftgröße oder zu wenig farblichem Kontrast kann das Verständnis erschweren. Aber selbst wenn dein Website Text optisch gut aufbereitet ist, kann er durch komplizierte Formulierungen, Nominalstil oder Fachbegriffe trotzdem unverständlich bleiben. Das ist für jeden störend, nicht nur für Menschen mit Einschränkungen.
Wenn Technik das Lesen erschwert
Nehmen wir mal an, jemand mit einer Sehbehinderung besucht deine Website. Sein Screenreader kann nur wiedergeben, was als Text hinterlegt ist. Ohne Alternativtexte für Bilder bleibt der visuelle Inhalt also verborgen. Wenn dann auch noch wichtige Informationen in Grafiken eingebettet sind, die keine beschreibende Textalternative haben, bleibt dein Website Inhalt für diesen Nutzer unerreichbar.
Manchmal ist das Problem auch nicht das Sehen, sondern das Hören. Stell dir vor, du schaust dir ein Video an, aber du kannst den Ton nicht hören. Vielleicht, weil du schwerhörig bist oder einfach in der Bahn sitzt und keine Kopfhörer dabeihast. Sofern du nicht Lippenlesen kannst, kannst du ohne Untertitel du nur raten, worum es geht. Ein einfacher Text unter dem Video würde das Problem sofort lösen.
Wenn Sprache zum Problem wird
Aber es geht nicht nur um Technik. Auch die verwendete Sprache kann eine Hürde darstellen. Denk an eine Website voll mit Fließtext. Keine Absätze, keine Zwischenüberschriften, nur eine lange, ermüdende Wortwüste. Wo hört ein Gedanke auf, wo beginnt der nächste? Das Lesen wird zur Konzentrationsaufgabe. Fachbegriffe, die klingen, als wären sie nur für eine geheime Expertenrunde gedacht. Abkürzungen, bei denen niemand weiß, wofür sie stehen. Jedes zweite Wort ein Hauptwort und der Satz anfühlt sich an wie eine bürokratische Anweisung.
Das alles macht es schwer und vor allem unlustig sich mit Website Inhalten zu beschäftigen. Eine gute Website sollte einladen, statt abschrecken. Sie sollte leicht zu lesen sein, damit Informationen bei möglichst vielen Menschen ankommen und Freude bereiten können.
Barrierefreie Kommunikation bedeutet, dass alle mitmachen können. Je klarer und verständlicher dein Text formuliert ist, desto besser kann er von deinen Website Besuchern verstanden und genutzt werden.
Was versteht man unter leichter und einfacher Sprache
Die Schwierigkeit der verwendeten Sprache kann unterschiedliche Ausprägungen sein. Man unterscheidet zwischen leichter Sprache, einfacher Sprache, Standardsprache und Fachsprache. Während Fachsprache oft nur für Experten verständlich ist, richtet sich Standardsprache an eine breite Bevölkerung. Einfache und Leichte Sprache gehen noch einen Schritt weiter, um möglichst vielen Menschen das Verstehen zu erleichtern.
Leichte Sprache ist die am stärksten vereinfachte Form. Sie wurde speziell für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiven Einschränkungen entwickelt. Leichte Sprache ist eine besonders verständliche Ausdrucksweise mit festen Regeln, die es jedem ermöglichen soll Informationen besser zu verstehen.
Einfache Sprache hingegen ist flexibler und eignet sich für eine breitere Zielgruppe, die klare, verständliche Texte bevorzugt, zum Beispiel Menschen mit geringen Sprachkenntnissen oder alle, die sich schnell informieren wollen.
Ein Beispiel für leichte und einfache Sprache
Originaltext (Standardsprache):
Menschen mit Behinderungen haben das Recht auf barrierefreie Kommunikation. Unternehmen und öffentliche Stellen müssen sicherstellen, dass Informationen für alle verständlich sind.
Leichte Sprache:
Alle Menschen haben das Recht, Informationen zu verstehen.
Dafür müssen Unternehmen und Ämter sorgen.
Sie müssen einfache Wörter benutzen.
Und sie dürfen keine schwierigen Sätze schreiben.
Einfache Sprache:
Menschen mit Behinderungen sollen Informationen genauso verstehen können wie alle anderen.
Firmen und Behörden müssen daher darauf achten, dass ihre Texte klar und gut lesbar sind.
Du siehst also, leichte Sprache hat noch kürzere Sätze, vermeidet schwierige Wörter und setzt neue Zeilen nach jedem Satz. Einfache Sprache bleibt natürlicher, ist aber trotzdem leicht verständlich.
Welche Sprachform ist für Website Texte geeignet?
Welche Sprache am besten geeignet ist, hängt von der Zielgruppe ab. Ein Fachmagazin für Ärzte muss selbstverständlich Fachbegriffe nutzen, um Wissen präzise zu vermitteln. Möchtest du mit deiner Website allerdings ein breites Publikum ansprechen, sollte sie möglichst verständlich sein. Für die meisten Websites reicht einfache Sprache wahrscheinlich aus. Sie macht Texte verständlich, ohne sie künstlich zu vereinfachen. Leichte Sprache ist eher für spezielle Zielgruppen geeignet, die auf besonders vereinfachte Formulierungen angewiesen sind.
Die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines), die Richtlinien für barrierefreie Websites haben verschiedene Stufen, die festlegen, wie gut eine Website für alle Menschen nutzbar ist.
Diese drei Stufen sind:
- Stufe A – Grundlegende Barrierefreiheit (nur die wichtigsten Anforderungen werden erfüllt).
- Stufe AA – Gute Barrierefreiheit (empfohlen für die meisten Websites).
- Stufe AAA – Höchste Barrierefreiheit (sehr strenge Anforderungen, z. B. für Behörden oder spezielle Zielgruppen).
Der EAA (European Accessibility Act) nutzt diese Regeln, um festzulegen, welche digitalen Inhalte barrierefrei sein müssen. In Zukunft soll dabei auch die Sprache größere Beachtung finden. Das bedeutet, dass verständliche Texte immer wichtiger werden, nicht nur für die Nutzerfreundlichkeit, sondern auch auf gesetzlicher Ebene.
Dennoch, es gibt nicht die eine richtige Form der Sprache. Entscheidend ist, dass die Texte für die jeweilige Zielgruppe passen. So sollte auch bei der Einschätzung des Sprachniveaus das Verständnis der Leser in den Mittelpunkt gestellt werden. Eine Möglichkeit, um sicherzustellen, dass ein Text wirklich gut verständlich ist, sind User-Tests. Dabei wird geprüft, ob Menschen aus der Zielgruppe den Inhalt leicht erfassen können. Besonders bei leichter Sprache wird oft eine Prüfung durch Menschen mit Lernschwierigkeiten empfohlen, um sicherzustellen, dass die Texte wirklich ihren Zweck erfüllen.
Anleitung: Verständliche Website Texte schreiben
Wenn du eine Website hast, möchtest du, dass deine Besucher die Inhalte sofort verstehen, richtig? Trotzdem sind Texte oft unnötig kompliziert geschrieben. Lange Sätze, viele Fachbegriffe und verschachtelte Formulierungen machen es anstrengend, die wichtigsten Informationen schnell zu erfassen.
Ein guter Website-Text soll leicht zu lesen und schnell zu verstehen sein. Das erreichst du mit ein paar einfachen Umsetzungstipps.
👉 Schreibe kurze Sätze
Vermeide lange Verschachtelungen und Nebensätze. Schreib lieber mehrere kurze Sätze hintereinander. Als Grundregel gilt: pro Satz eine Aussage.
👉 Nutze einfache Wörter
Fachbegriffe oder komplizierte Formulierungen erschweren das Lesen. Ersetze sie durch gebräuchliche Begriffe oder erkläre sie direkt.
👉 Sprich deine Leser direkt an
Von „Meine Kunden profitieren von tollen Angeboten“ fühlst du dich wahrscheinlich als Leser weniger angesprochen. „Hier findest du was du brauchst um dein Problem zu lösen.“ ist die direkte Ansprache. Es macht Texte persönlicher und erleichtert es dir Bezug herzustellen.
👉 Vermeide Nominalstil
Statt „Die Bereitstellung einer Lösung erfolgt durch uns.“ schreib lieber „Wir bieten dir eine Lösung.“ Verben machen Texte lebendiger und klarer.
👉 Nutze Beispiele und einfache Erklärungen
Komplizierte Themen kannst du mit Beispielen oder Vergleichen verständlicher machen. Wenn du über ein technisches Thema schreibst, stell dir vor, du erklärst es einem Freund, der davon noch nichts weiß.
👉 Verwende aussagekräftige Überschriften
Deine Leser überfliegen den Text oft zuerst, bevor sie ihn lesen. Klare und präzise Überschriften helfen dabei, sich schnell zu orientieren und direkt die relevanten Abschnitte zu finden.
👉 Strukturiere deinen Text
Leite gekonnt von einem Gedanken zum nächsten. Formuliere einzelne Themen aus, bevor zu zum folgenden übergehst. Springe nicht unnötig zwischen den Themenbereichen hin und her. Und nutze Einleitungen um an das Thema das Abschnittes heranzuführen.
Barrierefreie Website Texte durch Design unterstützen
Ein gut verständlicher Text besteht nicht nur aus einfachen Worten – auch die Gestaltung spielt eine große Rolle. Wenn ein Text unübersichtlich ist, zu eng beieinandersteht oder von Farben und Layout erdrückt wird, hilft die beste Sprache nichts. Eine klare Struktur und visuelle Aufbereitung sorgen dafür, dass Leser deine Inhalte schnell erfassen können.
👉 Wähle gut lesbare Schriften
Verwende Schriftarten, die klar und einfach zu lesen sind. Sprich keine verschnörkelten oder zu dünnen Fonts. Auch eine gut lesbare Schriftgröße ist wichtig. Für Fließtext sind ca 16px empfehlenswert.
👉 Hebe wichtige Informationen hervor
Nutze Fett- oder Kursivschrift, um Schlüsselpunkte sichtbar zu machen. Aber übertreibe es nicht. Zu viele Hervorhebungen können genau das Gegenteil bewirken.
👉 Nutze Absätze und Aufzählungen
Ein Text ohne Absätze ist wie eine endlose Wortwurst – unlesbar und abschreckend. Kurze Absätze helfen, Gedanken voneinander zu trennen und den Lesefluss zu verbessern. Listen und Aufzählungen machen wichtige Inhalte schneller erfassbar.
👉 Sorge für ausreichenden Weißraum
Texte brauchen Platz zum Atmen. Genügend Abstand zwischen Absätzen, Zeilen und Rändern macht das Lesen angenehmer.
👉 Achte auf Kontraste
Dunkelgraue Schrift auf weißem Hintergrund ist gut lesbar. Aber hellgrau auf weiß? Oder gelb auf grün? Diese Kombinationen können für viele Menschen schwer zu erkennen sein. Nutze hohe Kontraste, damit dein Text für alle sichtbar bleibt.
👉 Setze Links gezielt ein
Schreibe verständlich, wohin ein Link führt. Statt „Hier klicken“ zu verlinken, kannst du zum Beispiel den Titel oder das Keyword der Seite verlinken. So wissen Leser sofort, was sie erwartet. Und Google übrigens auch.
👉 Verwende Bilder gezielt
Bilder lockern den Text auf. Wichtig dabei ist, dass Text und Bild sich ergänzen. Wenn ein Bild eine Aussage vermittelt, die nicht mit dem Text übereinstimmt, kann das für Verwirrung sorgen. Bilder sollten also immer den Text unterstützen und umgekehrt. Wahllos verwendete Bilder sind nicht hilfreich.
💡 Tipp: Wenn jemand deine Website überfliegt, sollte er die wichtigsten Informationen sofort erkennen. Ein klar gestalteter Text sorgt dafür, dass Menschen gerne auf deiner Seite bleiben. Das verbessert nicht nur die Nutzererfahrung, sondern auch dein Google-Ranking.
Einfache Website-Texte für barrierefreie Kommunikation
Angenehm geschriebene und gestaltete Website Texte waren schon immer wichtig. Durch das Thema barrierefreier Kommunikation und der Pflicht Websites barrierefrei zu gestalten, rückt es aktuell aber noch einmal mehr in den Fokus.
Du siehst, Website Barrierefreiheit bedeutet also nicht nur, dass eine Website technisch gut zugänglich sein muss. Denn was nützt eine gut programmierte Website, wenn die Texte so kompliziert sind, dass viele sie nicht verstehen?
Klare und verständliche Texte sind für alle ein Gewinn. Für den Leser und auch für dich. Es kann dir helfen deine Reichweite zu erhöhen, größere Zielgruppen zu erschließen und digitale Inhalte zukunftssicher zu gestalten.
Einfachheit bedeutet dabei nicht, Inhalte zu „verdummen“, sondern sie so zu gestalten, dass sie sofort erfassbar sind. Gut strukturierte Texte mit klaren Aussagen, einfacher Sprache und einer durchdachten Gestaltung sorgen dafür, dass deine Botschaft auch wirklich ankommt. Die verbesserte Nutzererfahrung lädt Besucher ein länger auf deiner Seite zu verweilen und reduziert die Absprungrate.
💡 Fazit: Wenn du möchtest, dass deine Website von möglichst vielen Menschen verstanden wird, solltest du auf klare Sprache, gute Struktur und eine leserfreundliche Gestaltung achten. Denn barrierefreie Kommunikation macht Inhalte nicht nur verständlicher, sondern auch erfolgreicher.
👉 Wünscht du dir Unterstützung beim Erstellen gut verständlicher Website-Texte?